Pflege ohne Grenzen: Einer unserer Wege aus dem Fachkräftemangel

Das Wort Fachkräftemangel wird mittlerweile zu einem medialen Dauerbrenner. Auch wenn manch einer das Thema bereits heute schon nicht mehr hören kann, werden uns die damit zusammenhängenden Probleme in den nächsten Jahren zunehmender härter treffen.

Dass mit den Babyboomern die geburtenstarken Jahrgänge in den nächsten Jahren zunehmend in Rente gehen und damit ein erhebliches Maß an Arbeitsleistung und Know-how dem Arbeitsmarkt nicht mehr zur Verfügung steht, ist sicherlich ebenfalls weitestgehend bekannt.

Nur wie reagieren wir auf diese gesamtgesellschaftliche Problem? Wie sehen die langfristigen Folgen und mögliche Lösungsansätze aus, um uns aus diesem Dilemma heraus zu manövrieren?

Die Pflege trifft diese Herausforderung im dreifachen Maße. Eine alternde Bevölkerung führt zum einen zu weniger Arbeitnehmern in der Pflegebranche, absehbar jedoch ebenfalls zu mehr pflegebedürftigen Mitmenschen, die durch eine zunehmend höhere Lebenserwartung länger betreut werden müssen. Folglich müssten theoretisch immer weniger Pflegekräfte immer mehr und länger Senioren pflegen. Der Bedarf an Pflegeplätzen steigt.

Nun wäre ein naheliegender Ansatz, die Pflege als Beruf attraktiver zu gestalten und mehr Menschen dazu zu überzeugen, die wichtige und sinnstiftende Arbeit als Pflegekraft zu wählen. Da der Fachkräftemangel jedoch ein branchenübergreifendes und gesamtgesellschaftliches Problem darstellt, würden sich die Berufszweige gegenseitig die Arbeitskräfte abwerben. Wer heute bereits monatelang auf einen Arzt- oder Handwerkertermin wartet, hat einen kleinen alltäglichen Einblick in das Dilemma. Bereits heute ist der wirtschaftliche Schaden durch nicht erledigte Aufträge für uns als Gesellschaft immens.

Unsere indischen Kolleg:innen erkunden ihre neue Heimat Fritzlar.

Wie kommen wir also aus der Not heraus?

Manche Dienstleistungen lassen sich sicherlich durch den Einsatz von technischen Lösungen automatisieren. Die ebenfalls aktuell oftmals thematisierte künstliche Intelligenz wird zukünftig sicherlich viele Jobs übernehmen können, jedoch nicht die Pflege direkt am Menschen oder das Fliesenlegen im heimischen Badezimmer. Selbst wenn wir wollten, wäre eine spontane Geburtensteigerung kein absehbarer Lösungsweg. Kurzum: Es braucht mehr Menschen im erwerbsfähigen Alter, um unsere Steuereinnahmen und unseren Wohlstand langfristig zu sichern.

Laut Bertelsmann-Stiftung benötigt Deutschland mindestens bis 2050 eine jährliche Nettozuwanderung (Zuzüge abzüglich Fortzüge) von 533.000 Menschen. Eine Wandlung zu einem Einwanderungsland mit einer multikulturellen Willkommenskultur wird notwendig sein, damit auch unsere kleinsten Kinder zukünftig unseren bisher gewohnten Lebensstandard halten können. Wo bleibt hierbei nun also die Pflege?

Wir als newcare stehen bereits inmitten der Umsetzung einer internationalen Fachkräftegewinnung. Anstatt die Hände in die Hosentaschen zu stecken und unbeteiligt am Spielfeldrand stehend sich über die Fachkräfteprobleme zu beschweren, ist unser Startschuss bereits vor einer ganzen Weile gefallen. Bereits wenige Monate nach der Gründung wurde ein Konzept zu Gewinnung von ausländischen Fachkräften entwickelt, von denen die ersten Fachkräfte im Herbst 2022 aus den Philippinen gewonnen werden konnten. Weitere Fachkräfte sind in den letzten Wochen aus Indien dazugestoßen.

Dieser eingeschlagene Weg wird zukünftig immer intensiver zu beschreiten sein. Unser jährliches Ziel liegt ab 2024 bei mindestens 30 ausländischen Fachkräfte, die wir nach und nach für uns gewinnen wollen. Mit unseren Partnern führen wir im Ausland Vorstellungsgespräche, fördern Deutschkurse und informieren über die deutsche Kultur. Die Altenpflege selbst ist in den meisten Ländern jedoch kein eigenständiger Ausbildungsberuf. In der Regel können wir daher vielmehr Krankenpfleger gewinnen, die in Ihrem Heimatland ein anspruchsvolles, aber theoretisches Studium absolviert haben. Unsere Zielgruppe ist daher jung, intelligent und sehr gut ausgebildet, konnte bisher jedoch wenige Erfahrungen hinsichtlich der Altenpflege im Speziellen sammeln. Zudem bringt der Alltag in Deutschland für ausstehende Probleme mit sich, die uns meist kaum bewusst sind.

Gemeinsamer Austausch mit den Kolleg:innen in Fritzlar.

Vor dem Start auf dem Wohnbereich haben die neuen Kolleg:innen eine beeindruckende Odyssey durch deutsche Behörden hinter sich, mussten sich mit der deutschen Sprache auseinandersetzen, Wohnraum suchen, Steuernummer, Krankenversicherung und ein Bankkonto organisieren und nebenbei ihre Heimat, ihre Familie und ihr bisheriges Leben hinter sich lassen. Wo finde ich einen Arzt, wie funktioniert das Bezahlen an der Supermarktkasse oder wie klappt die Müllentsorgung? Ich komme ich an einen Stromvertrag und was ist eigentlich die GEZ? Dabei werden den neuen Kolleg:innen eine Vielzahl von bürokratischen Hindernissen in den Weg gelegt, denen sich unsere Politik zwingend absehbar widmen muss. Eine schnellere und unkompliziertere Umsetzung des Einwanderungsprozesses von Fachkräften, von der Berufsanerkennung bis zur schnelleren Bearbeitung der Anträge, ist hierbei unabdingbar.

Damit der hierdurch verbundene Aufwand auch langfristig eine Entlastung für alle Kolleg:innen mit sich bringt, sind wir auf eine herzliche Willkommenskultur angewiesen, um am Ende eine Entlastung für alle zu schaffen. Erste Schritte hierzu konnten einige Einrichtungen bereits mit uns beschreiten. In diesem Sinne wünschen wir allen aus dem Ausland hinzugewonnen neuen Kolleg:innen viel Erfolg, weiterhin ein unerschöpfliches Maß an Mut und den nötigen Spaß in der neuen Heimat!

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