Welt Parkinson Tag 2022 – Unsere Bewohnerin Ingrid (80) erzählt von Ihrer Krankheit
„Krankheit und Verlauf“:
Unsere Bewohnerin Ingrid ist vor kurzem 80 Jahre alt geworden und lebt seit dem Anfang 2016 in unserem Haus.
Die Krankheit Parkinson wurde vor 26/27 Jahren bei ihr durch eine Untersuchung wegen Schmerzen in der Schulter diagnostiziert. Zu dem Zeitpunkt war sie noch als Köchin in einem Kindergarten angestellt, in dem sie unter anderem schwer heben musste und aufgrund dessen die ersten Anzeichen der Krankheit besonders zu spüren bekam.
Sie ist eine sehr offene, kommunikative, pfiffige Frau, die kein Blatt vor den Mund nimmt (was sie auch selbst gern bestätigt!), sich nicht vor Arbeit scheut und gern mittendrin mitmischt, wenn es ihr Wohlbefinden zulässt und sich auch in ihrer Tätigkeit in unserem Heimbeirat widerspiegelt.
Laut Aussage von Ingrid ist zum jetzigen Zeitpunkt fast das Endstadium ihrer Krankheit erreicht. Sie war zweimal in einer Klinik. Bei ihrem zweiten Aufenthalt in 2015 wurde ihr gesagt, sie sei austherapiert und ihr wurde nahegelegt sich, um pflegerische Unterstützung zu kümmern.
„Es wurde zu wenig mit mir über das Thema gesprochen. Ich hätte mir mehr Informationen seitens der Klinik gewünscht. Mein Hausarzt und Neurologe haben zu wenig abgeklärt.“
Sie wusste bis zur Feststellung ihrer Diagnose nicht, dass es diese Krankheit überhaupt gibt und welche Einschränkungen und Folgen mit dieser verbunden sind.
Bis vor ca. 2 Jahren war sie noch so weit mobil, dass sie mithilfe eines Rollators gehen konnte. Mittlerweile cruist sie an guten Tagen mit ihrem E-Rollstuhl durch die Einrichtung. Ihr Befinden ist sehr tagesformabhängig und dementsprechend unterschiedlich und Bewältigung ihres Alltags sehr mühsam für sie geworden. Es funktioniert alles nur noch sehr langsam, ist mit vielen Schmerzen und Krämpfen verbunden. Sie muss oft noch zusätzliche Schmerzmedikamente bekommen, kann aber auch laut der Ärzte nicht mehr besser medikamentös eingestellt werden. Oft fühlt sie sich sehr kraftlos, hat schwere Beine, nur noch eingeschränkte Kontrolle über ihre Extremitäten und Probleme mit der Feinmotorik.
Alltag und persönliche „Glücksmomente“:
Wenn es ihr gut geht, erhellen „unter anderem Gruppenangebote meinen Alltag, wie natürlich
Kochen & Backen, Spielenachmittage“, (Knobeln, Kniffeln, Rommy Cup, Kartenspiele), zu denen sie
sich auch außerhalb der Betreuungsangebote gern nachmittags mit ein paar anderen Mitbewohnerinnen trifft. Sie erfreut sich an hausinternen Festen, bei denen sie gern zur Musik mitschunkelt und die Gemeinschaft genießt. Außerdem gehört Gedächtnistraining zu ihren Lieblingsaktivitäten. Hier schmeißt sie immer so einige ausgefuchste Ideen ins Rennen und ist eine Meisterin der Wörterrätsel. Auch ihre privaten sozialen Kontakte sind ihr sehr wichtig. Sie hält regen Kontakt zu ihrer Familie und Freunden, telefoniert oft mit ihnen und bekommt Besuch. Sie war schon immer ein sehr aufgeschlossener, sozial engagierter Mensch. War beispielsweise ehrenamtlich mit viel Freude 15 Jahre in einem Koch-Club tätig, im Kegelverein und Gymnastikclub aktiv und ist gern verreist. Noch heute denkt sie gern an diese schönen Zeiten zurück, aus denen sie viel Kraft schöpft. Zu den kommen die Erinnerungen an ihren verstorbenen Mann, mit dem sie eine glückliche Ehe (34 Jahre) verbracht hat und die Dankbarkeit für ihre beiden Söhne (51 J. und 53 J.) zudem liest sie gern und dekoriert ihr Zimmer jahreszeitlich. Bewahrt viele schöne Erinnerungen an alte Stücke und Fotos, die gehegt und gepflegt werden und legt Wert auf eine adrette Garderobe.
Ihren jetzigen Alltag erleichtern nette, freundliche Menschen, die zwar auf Ihre Erkrankung eingehen, sie aber nicht bemuttern!
Was würden Sie Ihrem Ich (zum Zeitpunkt der Diagnose) aus ihrer jetzigen Sicht sagen?
Man muss die Krankheit annehmen, sich selbst Mut zusprechen, sollte sich nicht hängen lassen und weiter soziale Beziehungen pflegen, solange es möglich ist. Es ist wichtig zu versuchen, seinen Alltag noch weitestgehend nach Tagesverfassung selbst zu gestalten.